Haubentaucher schwimmt durch Schilf in schwarz weiß
Sartseite

Abbildung oder Kunst – Die Haubentaucher-Challenge

In der Fotografie scheint es kaum ein Thema zu geben an dem sich mehr die Geister scheiden. Groß, scharf und bunt oder lieber kunstvoll in Szene gesetzt? Manchmal stellt sich diese Frage gar nicht erst. So wie bei meiner letzten Fototour bei den Haubentauchern.

Haubentaucher schwimmt durch Schilf in schwarz weiß

Endlich ist auch die Sonne aus ihrem Winterschlaf erwacht. Um dies zu zelebrieren, packten wir unsere Fotorucksäcke und fuhren an den nächstgelegenen größeren See. Anfangs war es noch ein wenig bewölkt und die Sonne spielte nicht so ganz mit. Doch wie vom Wetterbericht vorhergesagt, wurde es zum späten Abend immer schöner. Die tiefstehende Sonne ließ das Wasser glitzern.

Erwartung trifft auf Realität

Ich wusste, dass einer der Bewohner des Sees der Haubentaucher war. Bisher konnte ich leider noch keine Aufnahmen von diesem schönen Vogel ergattern. Ich stellte mir also eine Nahaufnahme vor golden scheinendem Wasser vor. Nun ja, wie das immer so ist mit den Wünschen und Vorstellungen. Die Realität sieht dann meistens doch anders aus.

Vielleicht erwartet man zu viel von seinem 600mm Teleobjektiv oder wir wirkten einfach abschreckend auf die Haubentaucher. Jedenfalls war an eine Nahaufnahme absolut nicht zu denken. Sie fühlten sich in der Mitte des Sees oder am anderen Ende des Ufers scheinbar am wohlsten. Sobald wir die Uferseite wechselten, taten dies auch die Haubentaucher.

Was tun wenn Plan A nicht funktioniert

Manchmal muss man einfach zu seinem Glück gezwungen werden. Weil Plan A – eine Nahaufnahme zu machen – nicht funktionierte, mussten wir umdenken. Die Challenge – ja, inzwischen war es bereits eine Challenge geworden – bestand nun darin, den Haubentaucher möglichst kunstvoll in Szene zu setzen. Wir nutzten also alle natürlichen Mittel die uns zu Verfügung standen. Dabei spielte die Sonne neben dem Haubentaucher die größte Rolle.

Haubentaucher fotografiert im Gegenlicht
ISO 64 / Blende F6,3 / Belichtungszeit 1/2000 Sek.

Wir positionierten uns so, dass wir die Sonne direkt vor uns hatten. Nun musste nur noch ein Haubentaucher in die Lichtreflexion auf dem Wasser schwimmen. Mit etwas Geduld gelang es letztlich. Das Wasser schimmerte wie pures Gold und flüssiges Silber. Dagegen stand im Kontrast der wunderschöne Haubentaucher.

Habentaucher läuft über das Wasser im Gegenlicht.
ISO 640 / Blende F6,3 / Belichtungszeit 1/8000 Sek.

Aber nicht nur die Sonne kann tolle Lichter auf das Wasser zaubern. Der Vorteil daran wenn man an einem See in der Stadt fotografiert, ist, dass man auch das künstliche Licht von Laternen, Häusern und Autos mit einbeziehen kann. Hier reflektierte das Wasser das Licht eines Hauses und hüllte den Haubentaucher in goldenes Licht.

Haubentaucher im Licht der Häuser
ISO 320 / Blende F6,3 / Belichtungszeit 1/500 Sek.

Überall Schilf im Weg

Nicht nur, dass das Motiv von der Kamera davonschwamm. Es stand auch überall das Schilf im Weg. Wir versuchten eine Lücke zu finden. Dabei fiel mir auf, was für schöne Muster das Schilf erzeugte. Zusammen mit dem Gegenlicht ließen sich tolle Farben und Formen einfangen.

Ich musste mich wirklich freimachen von konventionellen Ansätzen in der Fotografie. Wer kennt nicht die berüchtigten „Fotoregeln“. Tiere auf Augenhöhe fotografieren, der goldene Schnitt, nicht in der Mittagssonne fotografieren, die Ein-Drittel-Regel usw.

Haubentaucher im Gegenlicht zwischen Schilf
ISO 250 / Blende F6,3 / Belichtungszeit 1/2000 Sek.

Und dabei entstand dann dieses Bild. Ich liebe die Muster die das Schilfrohr im Gegenlicht der Sonne erzeugte.

Als es bereits spät wurde und wir trotz der wärmenden Sonne anfingen zu frieren, entschieden wir uns für die Heimfahrt. Zum Abschied drehten wir uns auf der Brücke über dem See nochmal zu den Haubentauchern um. Die Sonne verschwand bereits hinter den Bäumen und es setzte langsam die blaue Stunde ein. Grundsätzlich fotografiere ich Tiere nicht von einer erhöhten Position aus, aber dieses Mal war ich froh drüber eine Ausnahme gemacht zu haben.

Haubentaucher als Silhouette über dem Schilf im See
ISO 800 / Blende F5 / Belichtungszeit 1/800 Sek.

Abbildung oder Kunst – Mein Fazit

Wenn ich jetzt die Wahl hätte, würde ich mich für die abbildende Fotografie entscheiden. Wenn man mich in ein paar Jahren nochmal fragen würde, wäre meine Antwort vermutlich eine andere. Ich finde beide Varianten schön. Im Moment scheint mir die kunstvolle Fotografie jedoch noch etwas zu schwierig zu sein. Und da ich noch nicht so lange Tiere fotografiere, begeistern sie mich noch immer mit ihrem bloßen Aussehen. Ich sehe gern Details wie die wilden leuchtenden Augen der Tiere. Und was Kunst ist, liegt noch immer im Auge des Betrachters. Mein Freund meinte letztens erst zu mir „Stress dich nicht so. Mach einfach.“ Recht hat er. Es soll doch schließlich Freude machen und die Bilder sollen Dir gefallen. Der Rest kommt mit der Zeit von selbst, wenn man gegenüber Veränderungen und Neuem offen bleibt.

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