Meine erste Fotoreise nach Helgoland – Zwischen Basstölpeln und Robben
Noch nie zuvor bin ich Tieren so nah gekommen wie auf dieser Insel. Hier entspannt nicht nur der Mensch ; ) Ein idyllisches Paradies inmitten der Nordsee. Und gleichzeitig einer der geschichtsträchtigsten Orte die ich kenne.

So idyllisch diese Insel auch sein mag, hat sie dennoch einen gravierenden Nachteil – die Anreise. Nun ja, ich leide tatsächlich unter der Seekrankheit. Aber glaube mir, wenn sich die Nordsee mit aller Kraft aufbäumt, wirst auch du dir wünschen du hättest Reistabletten dabei. Mein Tipp an dich, tritt die Reise nicht ohne ein Mittel gegen Übelkeit an. Ich verwende am Liebsten Reisekaugummis. Die wirken nur solange man sie im Mund behält im Gegensatz zu den Tabletten.
Hotel oder Jugendherberge
Wir hatten uns tatsächlich für die Jugendherberge entschieden. Natürlich ist diese nicht so luxuriös wie ein Hotel, aber der Standort und der Preis sind einfach unschlagbar. Die Jugendherberge liegt direkt am Strand und über eine steile alte Treppe erreicht man in 5 Minuten das Plateau mit den Basstölpeln. Unser Frühstück und Abendessen genossen wir mit Meerblick. Wer jedoch einen romantischen Urlaub plant, wird mit den Doppelstockbetten der Jugendherberge nicht viel anfangen können. Für einen Fotoausflug mit Freunden reicht es völlig. Am Strand vor der Jugendherberge kannst du dazu mit etwas Glück auf Robben, Eiderenten, Austernfischer und andere Inselbewohner treffen.


Basstölpel – Flugsaurier der Neuzeit
Noch am Abend der Anreise wollte ich unbedingt zum ersten Mal in meinem Leben einen Basstölpel sehen. Wir machten uns also rechtzeitig zum Sonnenuntergang an den Aufstieg. Ich flog die lange, steile Treppe nur so herauf. Zumindest am ersten Tag. Tatsächlich wurde der Gang von Tag zu Tag schwerer. Doch am ersten Tag ließ mich meine Neugierde fliegen. Auf dem Plateau angekommen, hörten wir aus der Ferne Rufe, die sich laut der NABU wie ein krächzendes „rab-rab-rab“ anhörten. Ich fühlte mich ein bisschen in den Film „Jurassic Park“ versetzt. Vielleicht trafen wir hier auf Flugsaurier statt Vögel der Neuzeit.
Als wir endlich die ersten Tiere erblickten war ich sprachlos. Noch nie zuvor hatte ich in freier Wildbahn so nah so große Vögel gesehen. Basstölpel sind gänsegroße Tiere mit einer beeindruckenden Flügelspannweite.

Das Teleobjektiv kannst du Zuhause lassen
Als wir im März 2022 nach Helgoland reisten, hatte ich noch meine alte Bridgekamera. Sehr kleiner Sensor, aber ein Zoomobjektiv von 24mm bis 600mm. Und das war auch gut so. Denn mit einem festen Teleobjektiv von 400mm oder 600mm hätte ich nicht viel anfangen können. Dass man den Tieren so nah sein konnte war einfach fantastisch. Nur ein dünner Zaun trennte uns von den Basstölpeln. Trotzdem respektierte wir uns gegenseitig. Bei Rivalitätskämpfen zeigten sich die friedlichen Tiere von einer anderen Seite. Da möchtest du definitiv nicht dazwischengeraten.

Grundsätzlich sind Basstölpel aber sehr soziale Tiere, die in größeren Kolonien zusammenleben. Und so saßen sie eng an eng auf ihren Nestern um ihren Nachwuchs zur Welt zu bringen. Immer wieder fanden sich Paare zusammen, die als Liebesbeweis zärtlich ihre Schnäbel aneinander rieben. Wir hatten wirklich einen guten Zeitraum für unsere Reise gewählt. Denn ohne es vorher zu wissen, hatten wir genau die Vollmondnächte abgepasst. Dadurch gelangen uns seltene Aufnahmen von Basstölpeln im Mondlicht.

Freude und Trauer zugleich
Es war wundervoll die Basstölpel zu beobachten. Was uns jedoch etwas traurig stimmte, war zu sehen, dass die Basstölpel zu großen Teilen auf alten Fischernetzen nisteten. Auf den ersten Blick schien sie dies nicht zu beeinträchtigen. Doch wenn man genauer hinsah, erkennt man die Folgen. Basstölpel die an einem Bein hängend an der Klippe baumelten oder einfach so dalagen ohne jedes Lebenszeichen. Sie erdrosselten sich selbst oder mussten teilweise qualvoll verhungern. Das selbe Schicksal ereilt dann in Folge dessen leider auch ihren Nachwuchs. Unsere Freude verwandelte sich in Trauer. Es fällt mir schwer zu glauben, dass dies alles nur unseretwegen passiert. Weil wir achtlos Dinge ins Meer werfen oder sie im Meer verlieren. Es trifft uns nicht direkt, aber auf die eine oder andere Weise holt es uns dennoch irgendwann ein. Die Leidtragenden sind meistens die anderen, die wehrlosen Geschöpfe. Auf ein Bild mit verendeten Tiere habe ich bei unserem Ausflug verzichtet. Jedoch nehme ich mir vor, dies beim nächsten Besuch nachzuholen. Denn auch diese Seite der Medaille gehört dazu und sollte offen gezeigt werden.


Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge
Wir verbrachten fast alle Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge bei den Basstölpeln. Auch wenn uns beim Anstieg auf die Anhöhe die Beine immer schwerer wurden. Die Sonnenaufgänge gehörten uns dabei fast alleine. Die Sonnenuntergänge dagegen waren des Öfteren hart umkämpft. Wir waren im März dort. Ich will nicht wissen wie es zur Hauptsaison aussieht. Die Morgenstunden boten ein sanftes Licht und den Vollmond im Hintergrund, während der Sonnenuntergang das Meer glitzern ließ, wenn es denn da war. Wir haben uns das eine oder andere Mal ein bisschen geärgert. Gerade wenn die Sonne auf das Meer traf um es glitzern zu lassen, reflektierten nur noch verbleibende Pfützen das Sonnenlicht. Die Gezeiten der Nordsee.


Trottellummen
Neben den Basstölpeln konnten wir auch Trottellummen beobachten. Sie drängten sich dicht an die Felsen. Tagsüber schienen sie draußen im Meer unterwegs zu sein, denn erst abends tauchten sie plötzlich am Felsen auf. Wir dachten schon, dass wir sie nur übersehen hatten, weil sie so dicht am Felsen standen. Aber wir waren uns sehr sicher, dass die ganze Truppe Trottellummen da eben gerade noch nicht war. Ihr Name ist wirklich nicht sehr schmeichelhaft. Angeblich erhielten sie den Namen aufgrund ihres leicht trotteligen Ganges. Ich bin froh, dass mir meine Eltern meinen Namen nicht aufgrund einer meiner typischen Eigenschaften gaben.
Es war gar nicht so einfach die Trottellummen ins rechte Licht zu rücken, so dass uns nur ein paar einfache Aufnahmen geglückt sind. Ich habe mir geschworen ihnen bei meinem nächsten Besuch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Denn es sind wunderschöne Tiere, die mich ein bisschen an Pinguine erinnern.


Helgoland-Düne
An sich ist Helgoland eine ziemlich kleine Insel. In nur einer Stunde hat man sie umrundet, wenn man es darauf anlegt und nicht von den schönen Motiven dieser Insel abgelenkt wird. Doch es gibt noch eine weitere Insel zu erkunden. Mit einem Boot erreicht man von Helgoland aus in wenigen Minuten die Helgoland-Düne. Egal ob man die Düne von der Süd- oder Nordseite beginnt zu erkunden, trifft man in jedem Fall auf Kegelrobben und Seehunde. Manchmal schwimmen sie auch nach Helgoland rüber. Doch die besten Chancen diese Tiere zu bestaunen hat man einfach auf der Helgoland-Düne.

30 Meter bitte Abstand halten
Wir wussten schon vorher, dass es hier die Regel gibt zum Tier 30 Meter Abstand zu halten. Allerdings hat das niemand den Robben gesagt. So passierte es, dass sich uns unbemerkt eine Robbe von hinten näherte. Die Ranger waren sofort zur Stelle und meckerten uns kräftig aus für unsere Dreistigkeit dem Tier so nah zu kommen. Wir standen etwas ratlos da, aber die Regeln gibt es nicht umsonst. Sie schützen nicht nur die Tiere, sondern auch uns Menschen. Denn die Kegelrobbe ist mit 300 kg Gewicht das größte Raubtier Deutschlands.

Wie man es wagen kann zwischen diesen mächtigen Raubtieren zu schwimmen, ist mir ein Rätsel. Hier habe ich ein Beweisfoto. Die Robbe scheint zu hoffen das nächste Cover-Modell zu werden.

Robben und andere Besucher
Während wir also ähnlich wie die Robben im Sand lagen und Fotos von ihnen machten, rückten uns noch andere Besucher auf die Pelle. Ich gebe euch einen Tipp. Sie sind schwarz weiß und haben rote Augen. Außerdem scheinen sie Lust auf Pausenbrote zu haben. Zumindest ließen sie sich nicht so einfach mehr abschütteln, nachdem wir unser Mittagessen herausholten. Für mich waren Sie wie die Möwen aus der Heimat. Offensichtlich nur in einem anderen Outfit.

Neben den Austernfischern konnte man auch eine Vielzahl anderer Watvögel beobachten. Allerdings war das Herankommen an sie nicht ganz so einfach und meistens sogar unmöglich. Sie tummelten sich am Liebsten zwischen den Robben. Zwischen den Riesen fühlten sie sich vor uns Menschen sicher. Sie kannten offensichtlich die 30 Meter Abstandsregel. Wir konnten Sanderlinge, Meerstrandläufer, Steinwälzer und andere Vertreter Ihrer Gattung beobachten. Es war ein perfekter Tag am Strand.



Der Abschied
Der Abschied am vierten und letzten Tag viel uns schwer. Ein letztes Mal machten wir eine Inselrunde und verabschiedeten uns von den Basstölpeln, Trottellummen und Schafen auf der Anhöhe. Der Gedanke an die Heimreise schmerzte. Die Ruhe und Idylle dieser kleinen Insel würde uns fehlen. Gleichzeitig mochte keiner von uns an die Fähre und die Überfahrt denken.
Wir schworen uns auf jeden Fall wiederzukommen. Denn wie sangen Die Ärzte noch gleich „Oh, ich hab‘ solche Sehnsucht. Ich verliere den Verstand! Ich will wieder an die Nordsee, ohoho ….“ – Ich will zurück nach Helgoland ; )



