Nahaufnahme einer Schneeflocke
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Wie man Schneeflocken fotografiert

Und was dabei alles schief gehen kann!

Nahaufnahme einer Schneeflocke

Wer denkt, dass er im Winter sein Makroobjektiv getrost im Schrank verstauben lassen kann, irrt sich. Denn mit etwas Glück und bei guten Wetterbedingungen lassen sich spannende Motive finden. Und eines davon sind definitiv Schneeflocken. Kleine Eiskristalle, die einfach vom Himmel fallen. Und das Beste daran ist, dass jede Schneeflocke ein einzigartiges Muster zeigt. Es wird also nie langweilig.

Was brauche ich um Schneeflocken zu fotografieren?

Vermutlich erstmal Schnee. Doch nicht jeder Schnee ist gleich fotogener Schnee!

Leider musste ich feststellen, dass nicht jeder Schnee zum Fotografieren geeignet ist. Wenn es dicke Schneeflocken schneit, kleben die Eiskristalle in großer Vielzahl zusammen und machen es so unmöglich, einzelne Eiskristalle abzulichten. Je zarter die Schneeflocken umso höher die Trefferquote.

Kälte. Die Temperaturen sollten unter dem Gefrierpunkt liegen.

Bei Temperaturen über den Gefrierpunkt schmelzen die kleinen fragilen Kunstwerke weg, sobald sie den Boden berühren.

Licht. Am Besten natürliches Licht.

Ich versuchte an einem verschneiten Morgen Eiskristalle auf einer dunklen Oberfläche aus der Hand zu fotografieren. Als ich auf meine EXIF-Daten sah, stellte ich fest, dass ich bereits im Bereich einer Langzeitbelichtung fotografierte. Die Belichtungszeit lag bei 1 Sekunde bis 1/10 Sekunde. Auch den ISO-Wert zu erhöhen, brachte nicht viel an diesem trüben Morgen. Also beließ ich es dabei. Hilfreich könnte an solchen Tagen eine künstliche Beleuchtung sein, jedoch taucht Sonnenlicht die Eiskristalle in bezaubernde Farben.

Der passende Untergrund.

Als ich meine Fotos machte, lag der Schnee bereits. Ein zweite Chance erhielt ich diesen Winter leider nicht mehr. Also sind meine Bilder auf natürlichem Untergrund entstanden. Quasi Schnee auf Schnee. Ich würde dir aber empfehlen einen dunklen Hintergrund als Kontrast zu wählen. Gut machen sich hierfür dunkle Kleidungsstücke, Fensterbretter oder Pflanzenblätter.

Die vorhandene Fotoausrüstung.

Ich schreibe absichtlich „die vorhandene Fotoausrüstung“ weil nicht immer ein teurer Neukauf eines passenden Equipments notwendig ist. Die einfachste Möglichkeit wäre natürlich ein Makroobjektiv. Da ich aber keines besitze, habe ich meine alte Nahlinse der Firma Nisi https://en.nisioptics.com herausgekramt. Es soll aber auch die Möglichkeit geben ein eigenes Makroobjektiv aus einem alten Objektiv zu basteln. Das Objektiv muss lediglich verkehrtherum an die Kamera angebracht werden. Ich selbst habe das noch nicht ausprobiert, aber schau mal hier https://lernen.zoner.de/makrofotografie-mit-umgekehrtem-objektiv/ . Auch die Kamera muss nicht die teuerste vom Markt sein. Meine Fotos sind mit meiner aller ersten Kamera entstanden, eine Panasonic Lumix DC-FZ1000II.

Nahaufnahme von Eiskristallen
Eiskristalle vor dunklem Hintergrund / ISO 1600 / Blende f8 / Belichtungszeit 1/2000
Eiskristalle im Schnee vor der Sonne
Eiskristalle im Schnee / ISO 80 / Blende f4 / Belichtungszeit 1/1300

Kameraeinstellungen – Die richtige Blende, Belichtungszeit und der ISO

Als ob es die „richtige“ Kameraeinstellung je gebe. Schon alleine anhand der beiden oberen Bilder kannst du sehen, dass die Kameraeinstellungen nicht in Stein gemeißelt sind. Die Einstellungen richten sich ganz alleine nach den Gegebenheiten vor Ort. Bei schlechten Lichtverhältnissen, heißt es meistens Blende auf und ISO hoch. Scheint die Sonne zu stark, solltest du abblenden. Ansonsten brennen die Weißtöne aus. Bei Makroaufnahmen solltest du dazu auch noch den Schärfebereich im Auge behalten. Wenn dir der Schärfebereich zu klein erscheint, musst du die Blende weiter schließen. Aber auch hierbei kommt es darauf an, welches Equipment du nutzt und wie wichtig dir ein scharfes Bild ist. Ich zum Beispiel liebe das Spiel mit der Schärfe und der Unschärfe. Generell fotografiere ich gern mit einer weit geöffneten Blende, wenn es die Lichtverhältnisse zulassen.

Eiskristalle durch die Sonne ausgebrannt
Ausgebrannte Eiskristalle / Blende f11 / ISO 1600 / Belichtungszeit 1/4000

Leider sind mir bei diesem Bild die Weißtöne ausgebrannt. Auf der Kamera konnte ich dies noch nicht erkennen. Behalte außerdem den ISO-Wert im Blick. Normalerweise hätte ich bei diesen Lichtverhältnissen einen möglichst geringen Wert gewählt. Jedoch macht sich gern der ISO-Wert selbständig, wenn man die Automatik-Funktion ausgewählt hat. Bei entspannten Motiven, die bei deinem Anblick nicht gleich die Flucht ergreifen, lohnt es sich alle Werte manuell einzustellen. Dadurch bieten sich individuelle Gestaltungsmöglichkeiten. Einfach ausprobieren! Ein schönes Bild muss das Motiv nicht unbedingt immer möglichst groß, scharf und in Farbe abbilden. Das Bild darf auch mal rauschen, ausgebrannt oder auch unscharf sein. Ich nenne das individuelle Kreativität.

Eiskristalle fotografiert bei Gegenlicht
Eiskristalle im Gegenlicht / ISO 80 / Blende f8 / Belichtungszeit 1/3200
Zwei Eiskristalle ragen im Licht hervor
Eiskristalle im Licht / ISO 1600 / Blende f11 / Belichtungszeit 1/2500

Ihr seht schon, dass ich nicht das typische Bild einer Schneeflocke aufgenommen habe. Diese Möglichkeit bot sich mir diesen Winter leider nicht. Dafür schneite es bei uns einfach zu selten. Meistens kam der Schnee in der Nacht herunter. Oder die Temperaturen waren zu mild, sodass die wunderschönen Muster sobald sie den Boden berührten dahinschmolzen. Auch schneite es hauptsächlich nur dicke Flocken. Dadurch war es unmöglich einzelne Schneeflocken zu erwischen.

Aus Fehlern lernen und sich auf den nächsten Winter freuen.

Wie immer bin ich frei nach dem Motto „learning by doing“ an die Sache herangegangen. Hätte ich mich zu Anfang der Schneesaison statt am Ende des Winters in das Thema eingelesen, wären mir vielleicht auch ein paar schöne einzelne Schneeflocken vor die Linse gekommen. Für den nächsten Winter nehme ich mit, dass es vor allem auf die richtigen Wetterverhältnisse und ein dunkles Kleidungsstück als Untergrund ankommt. Fehler sollten dich nicht entmutigen. Auch wenn das Internet voll ist mit perfekten Bildern. Vielleicht sind gerade die Fotos, die auf dem Weg zum vermeintlich perfekten Bild entstehen, die wahren Kunstwerke. Hier zeige ich dir ein paar meiner kleinen „Kunstwerke“.

Eiskristalle vor einem Regenbogenbokeh
Eiskristalle vor Regenbogenbokeh / ISO 1600 / Blende f11 / Belichtungszeit 1/4000

Um das Bokeh bzw. die Lens Flares hinzubekommen, habe ich die Linse mit etwas Schnee benetzt. Die Sonne sorgte dann für die schönen bunten Regenbogenfarben.

Schnee im Gegenlicht fotografiert
Schnee im Gegenlicht / ISO 80/ Blende f7.1 / Belichtungszeit 1/1600

Im Gegenlicht fotografiert sieht Schnee ganz besonders edel aus. Die schimmernden Eiskristalle reflektieren das Licht so schön wie kleine Diamanten.

Edle Eiskristalle ganz in weiß
Eiskristalle in weiß / ISO 1600 / Blende f9 / Belichtungszeit 1/2000
Eingefrorenes Spinnennetz mit Wasserperlen
Vereistes Spinnennetz / ISO 1000 / Blende f4 / Belichtungszeit 1/200
Kleine Eiskristalle die wie kleine Tannenbäume geformt sind
Eiskristalle in Form von kleinen Tannenbäumen / ISO 80 / Blende f7.1 / Belichtungszeit 1/2000

Wie in einem Zauberwald voller kleiner Tannenbäume aus Eiskristallen. Wunderschön wie das Sonnenlicht von hinten den „Wald“ erhellt. Das Foto ist kurz vor Sonnenuntergang entstanden.

Ein Strudel aus Bokeh und Lens Flares
Bokeh und Lens Flares / ISO 1600 / Blende f4 / Belichtungszeit 1/400

Auf meiner Autoscheibe hatten sich über Nacht wunderschöne eisige Muster gebildet. Das Sonnenlicht und die offenen Blende sorgten für ein schönes Bokeh und Lens Flares.

Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren!

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